Advent, Advent…..die Pilze kommen

So viele Menschen gehen zu dieser Jahreszeit mit Körben in den Wald. Sie kommen raus mit Moos, Zapfen und Tannenreisig (unerlaubt!) und schmücken damit ihre Eigenheime.

Meine „starke, mutige“ Hälfte und ich gehen auch mit Körben in den Wald. Auch wir wissen, wir gehen nicht leer heim.

Wir schleppen Austernseitlinge heim und verteilen sie an liebe, vertrauensvolle Pilzabnehmer als Wichtelgeschenke.

Der Austernseitling wird auch Kalbfleischpilz genannt. Anscheinend schmeckt er so. Ich finde ihn wunderbar, unaufgeregt schmeckend.DSC_0471

Autos mit schwachen Batterien starten beim ersten gröberen Frost nicht mehr, der Austernseitling benötigt einmal Frost, um loszulegen. Das ist wie ein Kickstarter, um den Pilz aus seiner „Wärmestarre“ zu holen.

Also einmal Frost, und dann Temperaturen um die 4 Grad. Und schon kann den Austernseitling nichts mehr halten.

DSC_0472Kiloweise wächst er auf alten Buchenstämmen – bis hoch hinauf, eng am Stamm entlang.

Deswegen nehme ich auch meine „kräftige, mutige“ Hälfte mit, zum Leiter schleppen und raufklettern, da ich es mit der Höhe nicht so habe.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Mein Pilzherz macht heiße Freudensprünge, und meines Mannes Finger sind klamm vom Pilz ernten.

Kalte Jahreszeit – kalte Leiter – kalte Pilze.

Zum Glück gibt es diese Pilze vorwiegend im Advent. Da sind die Punschstandel zum Wärmen eine willkommene Abwechslung.

Also:

2 Stunden Wald – 2 kg Austernpilze – 2 Punsch

Ganz leicht zum Merken.

 

 

 

Movember

oder meine familiären Schnauzbarträger.

Gab es zur damaligen Zeit (ich bin ein 68er Baujahr) überhaupt Großväter, die ohne Schnauzer lebten?

War es modern, politisch korrekt oder war „es halt einfach so“!

Viele haben mich gefragt, ob ich nicht auch über meine Großväter schreiben möchte. In etwa so wie meine verspätete Liebeserklärung an meine Großmütter.

Und was fällt mir als erstes dazu ein:

MOVEMBER   SCHNAUZBARTTRÄGER  MÄNNERGESUNDHEIT

Mein Pennewanger Opa starb früh. Meine einzige Erinnerung ist der Geruch des Bauernhauses und der riesige, lange Gang nach der Eingangstür. Da hätte für mich als Kind locker ein Haus hineingepasst.

Er starb wahrscheinlich an einem Zuviel:  zuviel an Allem (essen, trinken, Arbeit, Sorgen) .

„Er hot sich hoid um alles grannt“, so hieß das damals.

Als Bürgermeister in der Nazizeit, und kein Nazi zu sein, bedeutete damals wahrscheinlich, sich immer um das Leben zu fürchten.

Und mein anderer Opa, den kannte ich genauer, da er alt wurde und bei uns im Haus wohnte.Opa3

Ein Asket wie im Bilderbuch, nur dass hin und wieder in seinem Gummistiefel eine Schnapsflasche vor seiner Frau versteckt wurde.

Unfreiwillig zum langen Gehen gekommen, als er von Russland nach der Gefangenschaft heimmaschierte.

Was der Pennewanger Opa alles an Zuviel hatte, glaube ich, hatte Opa an Zuwenig: zuwenig an Liebe seiner Eltern, Essen, Annerkennung … die Kargheit als Knecht.

Für mich hat er viel gearbeitet. Als Beschäftigungstherapie behielt er sich ein paar Stiere, um die er sich kümmerte, da war er schon über 80. Und er mochte keine eingefrorenes Essen. Meine Mutter, die kochte, hielt das für einen Spleen. Jetzt gehts uns beiden so, dass wir Eingefrorenes schlecht vertragen. Und ich mir wünsche, ohne Gefrierfach auszukommen.

Um wieder auf die Männergesundheit zu kommen, was hatten beide Männer trotz Zuviel und Zuwenig gemeinsam.

Sie hatten beide einen Familienverband, Freunde, einen Hausarzt, dem sie vertrauten, und der ihre Eigenheiten anerkannte, Frieden mit sich und den Seinigen, und ein Sterben, das selbstbestimmt und zuhause war.

Ja, ich zolle ihnen Respekt …

… und Schnauzer sind Geschmacksache!