Die Schattenseiten des Kinderwunsches

 

Jetzt sitz ich da und denke nach, über die Traurigkeit.

Im Kinderwunsch gibt es viel Hoffnung und viel Traurigkeit. Das wechselt meist monatlich.

Oft dauert der Kinderwunsch über Jahre, und doch ist irgendwann ein persönliches „magisches Alter“ überschritten, oder ein Satz, eine Berührung, oder was auch immer dich berührt oder auch verletzt in dem Moment. Und leise, irgendwo in einem Tief verborgen, pocht und flüstert es zart und dennoch fordernd: „Ist es für mich Zeit, sich vom Kinderwunsch zu verabschieden?“ Oder meist viel fordernder: „Nimm Abschied von eigenen Kindern!“

Es gibt oft kein Weghören. In dieser Zeit heißt es MUT fassen und hinhören. Alleine, mit dem Partner oder mit professioneller Hilfe.

Keiner kann es für mich besser ausdrücken als Rainer Maria Rilke:

Über die Geduld
(von Rainer Maria Rilke)

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…

Man muss Geduld haben

Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein

 

Manchmal heißt es: „Sag leise LEBE WOHL zum Kinderwunsch und zu deinen ungeborenen Seelen, um wieder in die Fülle kommen zu können.“

 

Frenette – das Lebenselixier

Hommage an eine sterbende Art.

Wenn fast alle Bäume Blätter tragen, gönnt mir die Esche noch freien Blick auf die Frühlingssonne.

Und wenn im Herbst die Sonne nur noch zart wärmt, ist es wiederum die Esche, die ihre Blätter als erste für meine Sonnenterasse abwirft.

Die Esche ist seit meiner Kindheit einer meiner Lieblingsbäume. Für uns Kinder machten die Eschen einen undurchdringlichen Auwald mit ihrer Präsenz zum Durchkommen. Sie waren uns Abenteuerspielplatz und Versteck zugleich

Später, als meine Sammelleidenschaft fürs Schwammerln-Gehen sich Durchbruch verschaffte, studierte ich Eschen in Mykologenmanier. Wo wachsen sie, welche Anzeigerpflanzen stehen bei Eschen, wie sehen sie im Jahreskreislauf aus, usw?
Nur um an Morcheln, den Objekten meiner Begierde, zu kommen.

Leider machen die Eschen jetzt durch ein fast vollständiges Sterben auf sich aufmerksam. „Obwohl sie Blätter haben, um mindestens 115 Jahre zu werden“, sagen zumindest die Franzosen, die aus Wein und jungen Eschenblättern ihr Frenette herstellen.
Ein Lebenselixier, das einem ein langes Leben bescheren soll.

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Ich bin traurig um meinen Lieblingsbaum, die Esche!

  • Traurig, vielleicht Kindern im Winter keine Knospen zeigen zu können, die wie Rehfüßchen aussehen.
  • Traurig, vielleicht nicht mehr diese schlanken Riesen im Auwald zu sehen, die es im Frühling licht und freundlich machen.
  • Traurig, vielleicht in naher Zukunft keine Delikatesse wie die Speisemorcheln zu finden.
  • Traurig, vielleicht heuer meine letzte Frenette zuzubereiten.

Und trotzdem in der Hoffnung, dass die Natur richtet, was der Mensch anrichtet.

Frenette – das Lebenselixier

60g Blätter in 1 l Weißwein guter Qualität (12% Alkohol) eine Woche ziehen lassen.
Filtrieren, süßen und in Flaschen abgefüllt in den Kühlschrank stellen.
Täglich ein kleines Schlückchen davon nehmen.
Ich kenne meine Frenette und meine Trinkgewohnheiten:
Im Winter wandert er meist in den Glühwein … und köstlich war’s!