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Mein selbstgezogener Apfelstrudel

Ich liebe diese Arbeit.

Die Hingabe beim Apfelstrudel-Zubereiten.

Vor allem im Herbst, wenn es genau die richtigen Äpfel dazu gibt.

Boskop und eine alte Apfelsorte in unserem Garten sind dazu die perfekten Äpfel. Süß und etwas säuerlich zugleich, zerfallen sollen sie im Strudel beim Backen. Und doch noch einen festen Biss haben. Und saftig sind sie diese meine Äpfel.

Ich nehme mir Zeit, besser gesagt, ein Apfelstrudel benötigt Zeit, und da muss ich mich danach richten.

Nicht nur im Lockdown lässt Apfelstrudel-machen mich herunterfahren.

Also Strudelteig zubereiten und schleifen, Teig rasten lassen. Währenddessen Äpfel schälen. (Wer kennt die Herausforderung noch aus seiner Kindheit möglichst den Apfel in einem zu schälen?) Vierteln und blättrig schneiden.

Die wahre Aufgabe kommt jetzt, den Strudelteig auszuziehen. Da zeigt es sich, ob es Apfelstrudel oder ein anderes Essen zu Mittag geben wird.

Bis zur Durchsichtigkeit ausziehen, mit Äpfel, Zimt und Zucker bestreuen. Rosinen je nach Mitbewohnervorliebe hinzufügen. Und dann einrollen. Das ist wie Zauberei, wenn bei mir drei Strudeln am Backblech liegen.

Ins Rohr schieben und kurz vor Ende mit etwas Milch überschütten.

Dies dürfte eine köstliche lokale Eigenheit sein.

Wo lernte ich Apfelstrudel zu machen?

Ich habe unendliche Male zugesehen.

Ich durfte beim Ausziehen mithelfen. Mit meinen Brüdern. Wir saßen um den Küchentisch , und jeder durfte dort ziehen, wo er seinen Platz hatte oder wie lange seine Hände reichten.

Und dann als ich auszog, konnte ich es. Es bedurfte kein Rezept.

So einfach war dieses Lernen.

Und so gebe ich es weiter.

Entschleunigung

Entschleunigung – eine Kunst, bei der es bei mir oftmals hakt.

Ein gestraffter Zeitplan, Druck etc. verhindert die Entschleunigung oftmals.

Heute aber haben wir Zeit, mein Mann und ich.

Wir haben alle Zeit der Welt.

Der eine schneidet die Rosen, der andere kocht.

Die elektrischen Geräte bleiben im Schuppen. Kein Gedröhn von Heckenschere und Motorsäge und weiß  ich noch was, womit man eine dicke, alte Rosenstaude sonst noch schneiden könnte.

Dies wäre zwar meine bevorzugte Variante gewesen, da schnell, zack-zack und fertig.

Ich bewundere meinen Mann, in seinem Tun und der Hingabe dabei. Er schneidet die Rosen, liebevoll, eine nach der anderen, mit der guten alten Baumschere.

Meine Anti-Entschleunigungsfrage: „Dauert es dir nicht zu lange“?  Er sieht mich an, als käme ich vom Mond, und bei mir fällt der Groschen.

Mein Mann ist ein 1A-Entschleuniger und ich eine 1A-Antreiberin.

Ich will auch entschleunigen, und auch etwas tun dabei. Also mache ich Apfelstrudel nach ganz alter Art.

Wichtig: ich will, nicht ich muss!

  • Strudelteig selber machen – rasten lassen –
  • währenddessen die Äpfel stückeln (die aller-allerbesten Äpfel sind die Klaräpfel. Wenn der Nachbar welche hat, sind es meist Unmengen, und du bekommst sicher welche.) Bei den Klaräpfeln unbedingt die Schale dranlassen, die zergeht beim Kochen, und es spart Zeit (ätsch Gabi, erwischt wegen der Zeit und dem Entschleunigen!)
  • Strudelteig ausziehen (schaffe ich in 80 Prozent des Strudelziehens, aber egal, dann gibt´s halt Apfelmus.)
  • Füllen mit Äpfel, Zimt, Zucker und Butterflocken.
  • Einrollen und auf ein Blech geben.
  • Bei 180 Grad ca. 1 Stunde backen.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Bei uns wird der Apfelstrudel zum Schluss noch mit etwas Milch übergossen, und noch 15 Minuten im heißem Rohr gelassen. Da ist der Duft schon so intensiv, da brauch ich nicht mal zum Essen rufen.

Der erste Apfelstrudel im Jahr mit den ersten Klaräpfeln ist eine Delikatesse.

                                Entschleunigen und Slow-Food gleichzeitig.

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